Dezember 2016 (A143) - Auktionsstart: 16.12.2016, 11:00

Auktion abgeschlossen

3353. Tretchikoff, Vladimir

(Petropawlowsk 1913–2006 Cape Town)
Portrait von Lenka mit Orchidee. 1944. Öl auf Leinwand. Unten rechts signiert, datiert und bezeichnet "Java". Verso bezeichnet: "LADY WITH THE ORCHID" / PAINTED FOR HERBERT W. SCHMIDT / 1944 DJAKARTA JAVA / POSED BY MRS L.F.H. MOLLEMA-SALOMONSON / V. Tretchikoff. 98,5x75,5 cm.

Die Authentizität dieses Werkes wurde von Boris Gorelik aufgrund hochaufgelöster Fotografien bestätigt.

Provenienz:
- Herbert W. Schmidt, Schweizer Bürger, damals wohnhaft in Java, direkt vom Künstler erworben.
- Durch Erbschaft in heutigen Zürcher Privatbesitz.

Vergleichende Literatur:
Boris Gorelik: Incredible Tretchikoff: Life of an Artist and Adventurer. London 2013, S. 169-70.
Vladimir Tretchikoff / Anthony Hocking: Pigeon's Luck. London, 1973, S. 132-134.

Vladimir Tretchikoff wird 1913 in Petropavlovsk geboren, flüchtet aber mit seiner Familie 1917 vor der Russischen Revolution nach China, wo er seine Lehrjahre als Maler absolviert. In Shanghai heiratet er 1935 die ebenfalls vom kommunistischen Regime geflüchtete Russin Natalie Telpregoff. Sie ziehen zusammen nach Singapur, und als drei Jahre später die Tochter Mimi zur Welt kommt, ist er bereits als Karikaturist und Maler etabliert. Das beschauliche Leben der jungen Familie endet 1941 abrupt mit dem Einmarsch der Japaner in Singapur, Natalie und Mimi werden an einen unbekannten Ort evakuiert. Tretchikoff selbst versucht über den Seeweg nach Java zu flüchten, und kann dort – nach vorübergehender Internierung durch die Japaner – seine künstlerische Karriere weiterverfolgen.
Eines Tages schickt ihm ein anonymer Bewunderer (oder eine Bewunderin) eine Schachtel mit Orchideen, was ein unglaublich wertvolles Geschenk war, da Orchideen etwa zehnmal teurer waren als Rosen. Über Monate erhält er zweimal wöchentlich eine Lieferung Orchideen und es ist dem Schenkenden stets gelungen, seine Identität geheim zu halten. Tretchikoff fasst diese Geste als eine Aufforderung zum Malen auf. Er stellt sich vor, dass es sich beim anonymen Bewunderer um eine Frau handelt und fragt sich bei jedem neuen Bild, ob es ihr wohl gefallen würde. Das hier angebotene Portrait ist wohl das fiktive Portrait dieser mysteriösen Dame. Obwohl das Werk verso als „Lady and the Orchid“ betitelt ist, so wird er es später stets „Lady of the Orchids“ nennen. Die Orchidee ist eine sogenannte Cattleya, die Königin der Ochidee, und übrigens dieselbe, die Tretchikoff auch in einem seiner berühmtesten Gemälde „Lost Orchid“ zum Hauptmotiv genommen hat.
Tretchikoff beschrieb seinen Stil oft als „symbolistischen Realismus“, was nirgends so deutlich wird wie in seinen Blumenstudien. Erstmals malt er diese in Java, inspiriert durch die regenbogenartigen Farben des Blumenrohrs (Canna) in seinem Garten, wie es auch auf dem hier angebotenen Werk zu sehen ist.
Das Modell für dieses Portrait war Leonora Frederique Henriette Moltema-Salomonson, eine halb Indonesierin, halb Niederländerin, die ihm 1944 vorgestellt wird. Lenka – wie er sie zärtlich nennt – verkörpert in ihrer Mischung von Ost und West Tretchikoffs weibliches Schönheitsideal und wird schon bald seine Quelle der Inspiration, seine Muse und Geliebte.
Nur zwei Jahre dauert die Liebschaft, denn schon 1946 findet Tretchikoff durch Recherchen beim Roten Kreuz die Spuren seiner Frau und seiner inzwischen 8jährigen Tochter in Südafrika und es war die Abmachung, dass er in diesem Falle Java und somit auch Lenka verlassen würde. Aus Java nimmt er alle seine Gemälde mit, die „Lady of the Orchids“ ist eine der seltenen Ausnahmen. Dieses war von Herbert W. Schmidt erworben worden, einem in Djakarta lebenden Schweizer Bürger, der dort für eine niederländische Firma tätig war. Er war ein Nachbar des Künstlers und wollte ihn mit dem Kauf des Gemäldes finanziell unterstützen.
An seinem neuen Wohn- und Arbeitsort trifft Vladimir Tretchikoff den südafrikanischen Geschmack der Zeit und er kann seine Werke gut verkaufen. In den 50er und 60er Jahren gelingt ihm der grosse Durchbruch auch in den USA, Kanada und England, nicht zuletzt auch, weil sein Werk „Chinese Girl“ für den englischsprachigen Raum tausendfach reproduziert wird. Dieses in Java begonnene und in Südafrika fertig gestellte Portrait wurde 2013 bei Bonhams in London für £ 840‘000.- verkauft.
Wir danken Boris Gorelik für die Unterstützung bei diesem Katalogeintrag.

Tretchikoff is a household name in the English-speaking world. Remarkably, one of his most elusive paintings has resurfaced in Switzerland. Few people in this country are familiar with his work. Yet reproductions of Tretchikoff’s Chinese Girl have adorned many thousands of homes in the United Kingdom, Australia, New Zealand, Canada, South Africa and the United States. His paintings rank among the most reproduced artworks of the mid twentieth century.
Tretchikoff, a Russian who grew up in China and engaged in oil painting in Southeast Asia, spent the most romantic period of his life in Jakarta during World War 2. After a spell as a Japanese prisoner-of-war, he was released by occupation authorities and allowed to pursue his artistic career in Java.
One day, an anonymous admirer sent him a box of orchids. Those flowers, ten times as expensive as roses, were an exorbitant present in a city where everybody eked out the little money they had just to survive. For a few months, Tretchikoff received orchids twice every week. They were so many that they filled the house. The identity of the sender remained a mystery. The shop that delivered the flowers refused to reveal the buyer’s name. Tretchikoff regarded these gifts as an encouragement to continue painting. ‘Somebody evidently had faith in me’, he remembered. ‘And it grew to mean so very much, when all around was desolation, poverty and suffering.’ He imagined his mysterious benefactor as a woman. With each new picture he produced, he wondered if she would like it.
The painting that you are seeing is Tretchikoff’s tribute — her fictitious portrait. Although the title inscribed on the reverse side reads ‘Lady and the Orchid’, Tretchikoff always referred to it as his “Lady of the Orchids” afterwards.
The flower in this picture is a Cattleya, ‘the queen of the orchids’. It appears to be the same species as the one in Tretchikoff’s celebrated “Lost Orchid” painting: the Cattleya warscewiczii. For its extraordinary size and splendour, this flower was better known as Cattleya gigas.
Tretchikoff described his style as ‘symbolic realism’. Nowhere was this more prominent than in his flower studies. He first painted them in Java, enchanted by the rainbow-like colours of cannas in the garden. In the “Lady of the Orchids”, one of his earliest flower-themed works, cannas can be seen in the background.
His sitter for this work was Leonora Moltema-Salomonson. Being half-Indonesian and half-Dutch, Leonora – or Lenka as Tretchikoff affectionately called her – embodied for him ‘that intricate blend of the East and the West, the mixing of blood which produces the most beautiful of the world’s women’.
Although in Java, with its strong Muslim traditions, nudity was taboo, Leonora posed semi-naked for this, one of his best paintings from his Javanese period. Leonora’s unflinching belief in his success helped Tretchikoff to persevere. His model and lover, she urged him not to sell his paintings so that he would be able to hold an exhibition after the war. Always interested in spiritualism, she took Tretchikoff to a séance where it was predicted that he would become famous across the world.
On his departure from Java in 1945, Tretchikoff took his Javanese canvases away with him. The “Lady of the Orchids” was a rare exception. The painting was purchased by Herbert W. Schmidt, a Swiss who had moved to Java to work for a Dutch company. Held up in the wartime Jakarta, he was living close to Tretchikoff. To support the struggling young artist, he bought the picture. The legendary “Lady of the Orchids” has been in possession of the Schmidt family for three generations. Unlike other exceptional Tretchikoff canvases, it has never been exhibited or reproduced before.

We thank Mr. Boris Gorelik for this catalogue entry.

Schätzung: CHF 60'000 – 80'000EUR 57'140 – 76'190

Zuschlag: CHF 65'000

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