Juni 2023 - A169

Westeuropa, 11.-13. Jh., Gewässerfund. Massives und souverän gefertigtes Eisen einer hochmittelalterlichen Reiter- und Fahnenlanze mit 32 cm langer Blattspitze; dieselbe mit ausgeprägtem Mittelgrat, konkav geschliffenen Flächen und verstärkter Spitze mit konvex rautenförmigem Querschnitt.
Auf einer Flachseite ist in Gold ein gedrungenes, gleicharmiges Kreuz tauschiert. Am Übergang zur Tülle jeweils drei Zierfeilungen. Oktogonaltülle mit ausgeprägten Kanten, einem rechteckigen Nagelloch (zur kombinierten Befestigung eines Knebels od. Pennons?) und einem Innendurchmesser von 3,5 cm. In der Substanz voll erhalten bei einsetzender Korrosion, restaurierungswürdig. L 44,4 cm, G 1000 g.

Mitteleuropa, 13./14. Jh. Kreuzgefäss mit Scheibenknauf und sichelförmig zum Klingenort gebogener Parierstange (L 22 cm), die Hilze fehlt. Gut erhaltene, zweischneidige Klinge (L 79,5 cm) mit zum Ort hin zulaufenden Schneiden und 52 cm langen Hohlkehlen. Auf einer Flachseite ist der Rest einer Klingeneinlage aus zwei konzentrischen Kreisen erhalten. Auf der anderen, 9,5 cm unterhalb der Parierstange, ein in Silber oder Zinn eingelegtes Kreuz.
L 98 cm, G ca. 1140 g.

Norditalien/Österreich, 2. Hälfte 14. Jh., unberührte Korrosionsschichten, wohl Innenraumerhaltung. Kreuzgefäss mit keilförmigem Knauf (Oakeshott T1) und zum Ort gebogener Parierstange. Schmale, zweischneidige Stossklinge (89,7 cm) mit beidseitiger Kehlung bis 18 cm vor Kingenort. Schneiden mit Gebrauchsspuren und kleinen Ausbrüchen, von der Spitze fehlen 2-3 mm. L 115,5 cm, G 1221 g.

Schweiz, Süddeutschland, im Stil um 1510 - 1540, Arbeit 19. Jh. Gefäss mit im Querschnitt hexagonalem Knaufstück aus fein befeiltem Eisen über einer Messingplatte, die den Übergang zur en suite gestalteten Hilze aus Horn bildet. Horizontal S-förmig geschwungene Parierstange mit massivem Mitteleisen. Zweischneidige Klinge (L 69,5 cm), wohl noch aus Raffinierstahl, mit je 23,5 cm langer Hohlkehle und gerundeter Spitze. Am Ansatz einer Flachseite eine rautenförmige Schmiedemarke "P.M.G"(?). L 82 cm, G ca. 1200 g.

Schweiz, Süddeutschland, um 1520 - 1540. Eisen (L 61 cm) mit 31 cm langer Vierkantspitze, Axtblatt mit schräg gestellter Schneide und breitem Schnabelhaken. Die Ränder sind ebenso mit Zierdurchbrechungen versehen, wie die Flächen. Tülle mit je zwei Nägeln über dekorativen Ziermanschetten befestigt. Knapp 70 cm lange Schaftfedern an im 19./20. Jh. ergänztem Rechteckschaft mit gerundeten Kanten. L ca. 220 cm.

Süddeutschland/Schweiz, im Stil um 1500. Typisches Gefäss mit zur Knaufplatte hin verbreitertem Griffstück aus mit Längsrillen verziertem Horn. Neben dem Messing-Nietplättchen sind zwei muschelförmige Messingplättchen angebracht. Horizontal S-, bzw. 8-förmig geschwungene Parierstange mit Kugelenden und Ziernodi. Zweischneidige Klinge (58,5 cm) mit je zwei Hohlzügen bis in den Ort, sowie zwei kurzen Zügen dort, wo sonst meist eine Fehlschärfe anzutreffen ist. Wohl terzseitig befindet sich auf der Flachseite am Blattansatz eine ungedeutete Schmiedemarke L 71 cm.

Süddeutschland, im Stil 1. Hälfte 16. Jh., Arbeit 19. Jh. Gefäss mit gewendelter Hornhilze und horizontal montiertem, segmentiertem Knaufstück aus Eisen. Die runde Knaufplatte mit sternartig gezacktem Rand. Die Enden der zum Ort gebogenen Parierstange sind in Form von Hundeköpfen gestaltet, Terzparierring mit Linienmuster befeilt. Zweischneidige Klinge (29,8 cm) von hexagonalem Querschnitt mit 5,7 cm langer Fehlschärfe. Auf Letzterer ist eine Kreuzmarke geschlagen. Ebenso terzseitig ist eine Gravur angebracht: "Schorndorff 1493". Beschnitze Holzscheide mit Lederbespannung, sowie Ortband und Mundblech aus Eisen. Unter dem Parierring ist ein kleines Besteckmesser mit Horngriff eingesteckt. L 43 cm.

Im deutschen Stil des 15. Jh., Nachfertigung des 20./21. Jh., Oberflächen künstlich gealtert. Kreuzgefäss mit Fischschwanzknauf (Oakeshott Typ T) und gerader Parierstange, Hilze fehlt. Zweischneidige Gratklinge (L 77 cm, Oakeshott Typ XV) mit maschinell geschliffener Oberfläche und nachträglich intentionell aufgebrachter Korrosion. L 107 cm, G 1550 g.

Deutschland/Italien, im Stil der 1. Hälfte des 16. Jh, Arbeit wohl 19. Jh. Hammerkopf (L ca. 16,5 cm) und Rabenschnabel durch Zierschliffe und Feilungen gegliedert, sowie mit gravierten Kartuschen und flächiger "Rauhpunzierung" verziert. Traghaken von hexagonalem Querschnitt, en suite verziert. Vierkantschaft mit gefastem Mittelbereich aus strähnig gemasertem Raffinierstahl. Eisernes Griffstück eingefasst von zwei blütenförmig gravierten Eisenscheiben, mit Nietknauf. L 55,5 cm.

Italien, im Stil Mitte 16. Jh., Arbeit 19. Jh. Kragen- und Armausschnitte, sowie der Bauchreifen sind durch einfache Einhiebe/feilungen geschnürlt. Das zentrale Bildfeld mit der Darstellung einer Reiterschlacht ist umgeben von floralen Ranken und militärischen Trophäen; unten wird es begrenzt von einem geflügelten Löwenmascaron. Vier Durchbrüche im Bereich des zentralen Bildfelds. Die Innenseite weist deutliche Treibspuren mit einigen Durchbrüchen, aber keine Hammerspuren auf. Im Bereich der Ausbrüche im Zentralfeld kommen organische Reste vor. H 55 cm, B 40 cm.

Italien, im Stil des 16. Jh., Arbeit 2. Hälfte 19. Jh. Bis auf das Armzeug alle Bestandteile mit floralen und figürlichen Ätzungen versehen. Das Armzeug wohl von einem anderen Historismus-Harnisch ergänzt. Auf der Brustplatte ist zentral ein Wappen mit zwei gegenständigen Löwen und einem Fleur-de-Lys unter einem Herzogshut eingeätzt. Es dürfte sich um das Wappen der kroatischen Fam. Kovachich handeln (s.u.). Auf zugehörigem Holzpodest. H 200 cm.

Schweiz od. Norditalien, ca. 1580 - 1620. Eisen (L 68,5 cm) mit 55,5 cm langer, gegrateter Partisanenklinge und 18 Punktdurchbrechungen. Axtblatt mit konkaver Schneide und breitem Schnabelhaken; auf letzterem quartseitig eine Schmiedemarke. Unter dem Tüllenansatz ca. 50 cm lange Schaftfedern und 42 cm lange Schaftbänder am originalen Achtkantschaft mit Fussring und Standdorn. L ca. 236 cm.

1. Sturmhaube, Schweiz od. Süddeutschland, zweite Hälfte 16. Jh. Zweiteilige Glocke mit angenietetem Nackenschutz und Stirnschild. Auf letzterem eine Schmiedemarke "HR". Niedriger Kamm, Wangenklappen mit zwei modernen Schrauben fixiert. Innenseite korr. mit Lederrest vom Innenfutter. H ca. 29 cm.
2. Schwere Harnischbrust, Norddeutschland od. Flandern? Um 1600. Verstärkt aus zwei feuerverschweissten Blechen geschlagen. Tiefer Tapul. Hals- und Armausschnitte gebörtelt, Bauchreif mit blütenförmigen Eisennieten. Aussenseite mit geometrischen Linienmustern geätzt, Innenseite wohl mit eingebranntem Leinöl geschwärzt. Oberhalb der Knöpfe zum Einhaken des Rückens wurden in jüngerer Zeit zur dekorativen Befestigung der Sturmhaube zwei Löcher gebohrt. H 35 cm, B 41 cm.

Italien, im Stil um ca. 1600 - 1620; geschwärztes Eisen. Einteilig gearbeitete Helmglocke mit niedrigem, gebörteltem Kamm und angenietetem, rückwärtigem Kragenstück. Kinnreff mit Haken aufschlächtig, mit typisch maskenartigem Visier und Stirnschild. Innenseite korr., ohne Hammerspuren; Nackenschirm innen gestempelt "- 1.1 -". H 28 cm.

Schweiz, 16.-17. Jh. Kolbenkopf mit ursprünglich 16 Schlagdornen (1 fehlt). Die Vierkantspitze ist ebenfalls verloren. Die teils durch Aufprall leicht verformten Schlagdornen am Kolbenkopf sind in leicht gewendelter Anordnung angebracht, ein Stilmerkmal, das u.a. an Schwertgefässen zwischen ca. 1480 und etwa der Mitte des 17. Jh. weit verbreitet war. Der originale Rundschaft aus Weichholz ist stark wurmstichig (nicht mehr aktiv) und weist am Kolbenkopf Brandspuren auf. L ca. 176 cm.