September 2020 (A158) - Auktionsstart: 18.9.2020, 09:30

Auktion abgeschlossen

3103. De Geest, Wybrand

(1592 Leeuwarden 1661)
Umkreis
Portrait des Friesischen Adligen Hette Jelckes Hobbema. 1634. Öl auf Holz. Oben links datiert. 101,5x82,5 cm.
- Platte an drei Stellen vertikal gebrochen und verstärkt.

Provenienz:
- Frey-Näpflin Stiftung, Stans (gemäss Angaben des Besitzers).
- Kunstantiquariat, Innerschweiz.
- Schweizer Privatbesitz.
Aufgrund der Familienwappen in der rechten oberen Ecke konnte Guus van Breugel vom Centraal Bureau voor Genealogie den Dargestellten auf dem friesischen Porträt von 1634 als Hette Jelckes Hobbema (1600–1667) identifizieren. Hette Jelckes Hobbema war der Sohn des Ehepaares Jelle Gerolts Hobbema und seiner Frau Christina Hettesdr. van Albada. Die Frage, wer dieses eindrucksvolle Porträt gemalt haben könnte, ist jedoch viel schwieriger zu beantworten und bleibt nach heutigem Wissensstand sogar unbeantwortbar. Eine kurze Erörterung über die friesische Porträtmalerei der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts könnte den heutigen, wenn auch dürftigen Forschungsstand erklären.
In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurden in Friesland – das eine der wohlhabendsten Regionen der niederländischen Republik war – Hunderte von Porträts gemalt. Die Namen von Dutzenden von Malern, die in dieser Region tätig waren, sind uns heute bekannt, aber leider hat nur einer von ihnen seine Werke regelmässig signiert, einige andere nur ein oder zwei Mal. Der Mann, der seine Porträts sehr oft unterzeichnete, war der Hofmaler des Statthalters, Wybrand de Geest (1592–um 1660), von dem mehr als dreissig signierte Beispiele bekannt sind.
Der Vorreiter auf dem Gebiet der Erforschung der friesischen Porträtmalerei war der ehemalige Direktor des Fries-Museums in Leeuwarden, Dr. Abraham Wassenbergh (1897 – 1992). Er verbrachte viele Jahrzehnte mit dem Studium der friesischen Porträtmalerei. Aus seinen Forschungen gingen 1934 seine Dissertation "L'Art du Portrait en Frise au seizième siècle" und 1967 sein Buch "De portretkunst in Friesland in de zeventiende eeuw" hervor. In seiner Publikation von 1967 teilte Wassenbergh viele unsignierte Werke aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts in Gruppen ein, die er für so kohärent hielt, dass sie seiner Meinung nach jeweils von derselben Hand stammen mussten. Einige dieser Gruppen schrieb er Malern zu, deren Namen nur aus den Archiven bekannt sind, wie Adriaen van der Linde, Hans de Clercq und Jan de Salle. Für andere Gruppen wurden Notnamen erfunden, wie dem "Fries-Groningse Meester", dem "Meester van de Schwartzenberg-portrettenor" oder dem "Meester van de Driekwart Portretten". Darüber hinaus schrieb Wassenbergh viele Porträts Wybrand de Geest und auch Zeitgenossen zu, die nur selten signiert haben, wie z. B. Harmen Willemsz. Wieringa.
Seit 1967 haben mehrere Kunsthistoriker, darunter Lyckle de Vries, Rudi Ekkart und Piet Bakker, deutlich gemacht, dass viele von Wassenberghs Werkgruppierungen recht fragwürdig oder sogar schlichtweg falsch sind. In seinem Buch "De Friese schilderkunst in de Gouden Eeuw" trug Piet Bakker viele neue Informationen über friesische Maler zusammen, die er in Archiven recherchiert hatte. Des Öfteren bewiesen seine Ergebnisse, dass Wassenberghs mit seinen Schlussfolgerungen falsch gelegen war. Hierzu soll lediglich ein Beispiel angeführt werden: Der Maler Jan de Salle muss vor der Erschaffung gewisser Spätwerke, die Wassenbergh ihm zugeschrieben hatte, gestorben sein. Und wenn wir die von Wassenbergh zusammentgestellte Œuvregruppen unter stilistischen Gesichtspunkten betrachten, wird deutlich, dass er oft Gemälde mit zu vielen stilistischen und qualitativen Unterschieden zusammenfasste. Trotz der Tatsache, dass Abraham Wassenbergh bei der Erforschung der friesischen Porträtmalerei eine Pionierrolle spielte, ist uns heute bewusst, dass einige Passagen seines Buches von 1967 als unzuverlässig gelten müssen, ebenso wie die meisten Aussagen seiner Neuschreibung der Porträtmalerei des 16. Jahrhunderts, die er in seiner Dissertation vorstellte. Eine neue Sichtweise auf die gesamte Produktion (und nicht nur auf jene, die Wassenbergh untersuchte) sollte eine Neuordnung von Porträtgruppen ermöglichen, die möglicherweise aus jeweils einer Hand stammen.
Bevor eine solche neue Studie realisiert wird, kann ein bestimmtes anonymes Porträt manchmal mit anderen in Verbindung gebracht werden, in einigen Fällen kann sogar ein direkter Bezug zu signierten Porträts hergestellt werden. In den meisten Fällen ist es jedoch unmöglich, eine Zuschreibung vorzunehmen.
Das 1634 entstandene Porträt von Hette Jelckes Hobbema ist ein Gemälde von hoher Qualität, wobei einige Details des Kostüms, wie z.B. die Spitze des Kragens, sogar hervorragend ausgeführt sind. Die Grundidee des Werkes ist eng verwandt mit einigen Gemälden von Wybrand de Geest, wie z.B. dem Porträt von Frans van Eysinga, das ebenfalls 1634 datiert ist, jedoch sind ihre Malweisen etwas unterschiedlich. Dies macht deutlich, dass es kein zuverlässiges Kriterium gibt, um das Werk De Geest zuzuordnen, dass aber die Katalogisierung als "Umkreis des Wybrand de Geest" am zutreffendsten ist. Das Doppelwappen und seine Helmzier stehen im Zusammenhang mit einigen Gemälden, die Wassenbergh Jan de Salle zuschreibt. In Malweise und Gestaltung zeigen sich auch Ähnlichkeiten mit einigen Gemälden von Wassenberghs Jan de Salle-Gruppe, wie z.B. den 1630 entstandenen Porträts von Frans Harinxma van Donia und seiner Gattin (Sammlung Hoogheemraadschap Rijnland, Leiden). Diese Gemälde gehören jedoch zu der Werkgruppe, die nach Jan de Salles Tod entstanden sind, was bedeutet, dass es keinen Anhaltspunkt für eine Verbindung zwischen dem Hobbema-Porträt und dem Maler Jan de Salle gibt.
Der Schreibstil der Inschrift in der linken oberen Ecke unterscheidet sich von jenem der meisten friesischen Porträts aus dieser Zeit. Dennoch gibt es einige wenige anonyme Gemälde aus dem ersten Drittel des 17. Jahrhunderts, welche mehr oder minder mit dem hier angebotenen Porträt stilistisch verwandt sind, wobei die meisten dieser Gemälde einen eher provinziellen Charakter aufweisen und von geringerer Qualität sind als das Porträt von Hette Jelckes Hobbema. Möglicherweise gibt es weitere Porträts mit einer ähnlichen Inschrift, aber leider sind die Beschriftungen auf den Fotografien und Reproduktionen, die uns zur Verfügung stehen, nicht lesbar oder nicht einmal sichtbar. Wir haben einige Zeit damit verbracht, das Hobbema-Porträt mit vielen anderen friesischen Porträts aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu vergleichen, sind aber nicht zu einem überzeugenden Ergebnis gelangt, welches zu einer Zuschreibung hätte führen können. Die Angabe "Friesischer Porträtist, Umkreis des Wybrand de Geest" ist vorläufig die genaueste Beschreibung.
Wir danken Dr. Rudi Ekkart und Claire van den Donk für diesen Katalogeintrag und Marina Aarts für ihre Hilfe bei der Katalogisierung.

Schätzung: CHF 10'000 – 15'000EUR 9'520 – 14'290

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