September 2020 (A158) - Auktionsstart: 18.9.2020, 09:30

Auktion abgeschlossen

3105. Duck, Jacob

(um 1600 Utrecht 1667)
Vanitas, eine eingeschlummerte Frau in einem Interieur. Um 1653/57. Öl auf Holz. 45x36 cm.

Provenienz:
- Nachlassauktion Professor Jan Bleuland (1756–1838), Lamme, Utrecht, 6.5.1839, Lot 60, als von J. le Duc (“in een binnenvertrek zit eene dame te slapen, lenende met haar rechterarm op een tafel, acher haar een Heer die een schijf Citroen van een bord neemt, verder bijwerk, fraai en uitvoerig behandeld”).
- Kunsthandel R.H. Ward, London, 1936.
- Schweizer Privatbesitz.
Literatur:
- Salomon, Nanette: Dreamers, Idlers and other Dozers: Aspects of Sleep in Dutch Art, dissertation, 1984, S. 140-146, Abb. Nr. 128.
- Salomon, Nanette: Jacob Duck and the Gentrification of Dutch Genre Painting, 1998, S. 93-94, Nr.107, Abb. Nr. 85.
- Salomon, Nanette: Shifting Priorities: Gender and Genre in Seventeenth-Century Dutch Painting, 2004, S.112-123, Abb. Nr. 94.
- Rosen, Jochai: Jacob Duck, c.1600-1667: Catalogue Raisonné, 2017, S. 65 und 204, Nr. 103 (m. Abb.).
Dieses vor kurzem in einer Schweizer Privatsammlung aufgetauchte Gemälde war bisher nur durch eine Schwarzweiss-Fotografie bekannt. Die Wiederentdeckung nach über 80 Jahren ist von grosser Bedeutung, weil es das Augenmerk auf ein qualitätsvolles Beispiel aus dem Oeuvre des Utrechter Malers Jacob Duck richtet. Dieses kennzeichnet sich durch eine feine Detaillierung, ein subtiles und zurückhaltendes Kolorit, eine schöne Lichtbehandlung und allem voran eine raffinierte und mehrschichtige Thematik.
Sowohl Nanette Salomon als auch Jochai Rosen haben das Gemälde in ihren Studien über den Maler als Hauptwerk beschrieben, gerade auch weil der Maler das Thema des Bordells hier auf ein neues Niveau bringt und damit der jüngeren Generation von Malern einen neuen Ausgangspunkt liefert. Zur Erhöhung des Themas hat er nicht nur der Frau eine elegantere Erscheinung verliehen, sondern auch an mehreren Orten auf die Vanitas verwiesen und so die Szene vielschichtiger gemacht: Spiegel, Pfeife, Gläser, Viola da Gamba, Bücher und Krug, alle diese Details erinnern an die Vergänglichkeit des Irdischen.
Am auffallendsten ist jedoch hier die Figur der schlafenden Frau, welche ihren Kopf in den rechten Arm stützt. Diese erinnert an die allegorische mittelalterliche Figur von Acedia, welche für Faulheit und Gleichgültigkeit steht, so wie sie auch bei Cesare Ripa und bei Pieter Brueghel I. vorkommt. Acedia ist eine der sieben Hauptsünden und wurde als Ursache für übermässigen Trinkgenuss und Ehebrechen gesehen. Dass diese Gedanken, obwohl versteckt in halb-realistischen Alltagsszenen, auch in der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts lebendig waren, zeigt eine Reihe von Gemälden mit schlafenden Frauen, übrigens ebenfalls aus den fünfziger Jahren, wie jene von Nicolaes Maes (National Gallery, London) und nicht zuletzt auch Johannes Vermeer (Metropolitan Museum, New York).
Das Thema der Schlafenden hat Duck mehrfach interpretiert. Ein frühes Beispiel ist das Gemälde mit der schlafenden Frau in einem Warteraum von 1635/40 in der National Gallery, Dublin, Nr. 335 (siehe Rosen, Nr. 115). Aus den frühen fünfziger Jahren stammt das Gemälde mit der Schlafenden in einem Bordell, heute in der Alten Pinakothek, München, Inv.-Nr. 1280 (siehe Rosen, Nr. 95). In die gleiche Zeit datiert wird das Gemälde mit dem schlafenden Jungen von circa 1650/56, im Musée des Beaux-Arts, Dijon, Inv.-Nr. MNR 557 (siehe Rosen, Nr. 99). Das hier angebotene Gemälde wird sowohl von Salomon als auch von Rosen um 1653/57 datiert. Passend für diese Zeit sind das Kolorit und die Feinheit der Details.
Die früheste Provenienz des Gemäldes ist die Nachlassauktion von Professor Jan Bleuland
(1756–1838) ein Jahr nach seinem Tode in Utrecht. Bleuland war Arzt in Gouda und später Professor der Medizin sowie Rector Magnificus an den Universitäten Harderwijk und Utrecht. Neben Kunst sammelte Bleuland anatomische Präparate. Diese Präparaten-Sammlung ist heute Teil des Universitätsmuseums Utrecht. Im Katalog der Auktion wurde das hier angebotene Gemälde falsch beschrieben als ein Interieur, in dem ein Mann eine Scheibe Zitrone vom Teller nimmt. In Wahrheit sieht man einen Mann, der ein Goldstück auf den Tisch legt, offensichtlich als Zahlung für die genossenen Dienste. Es ist anzunehmen, dass dies für die Moralvorstellungen des 19. Jahrhunderts dann doch etwas zu weit ging.
Wir danken Marina Aarts für diesen Katalogeintrag.

Schätzung: CHF 12'000 – 16'000EUR 11'430 – 15'240

Zuschlag: CHF 14'000

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