Dezember 2021 (A163) - Auktionsstart: 17.12.2021, 10:15

Auktion abgeschlossen

3210. Mieris, Willem van

(1662 Leiden 1747)
Der Kindermord zu Bethlehem. Wohl 1696. Öl auf Holz. Unten links signiert. Verso nummeriert 339 und Wachssiegel. 37x47 cm.

Provenienz:
- Auktion Pook und Theodorus van Pee, Confrerie Kamer der Kunstschilders, Den Haag, 23. Mai 1747, Nr. 11
- Auktion Jacobus Hendrik Viet, Den Haag, 12. Oktober 1774, Nr. 141, aus der Sammlung Arnoldus Dankmeyer Amsterdam.
- Auktion Jacobus Hendrik Viet, Den Haag, 25. September 1780, Nr. 24, aus der Sammlung Stephanus Roetmulder, Den Haag.
- Sammlung Armand François Louis de Mestral de Saint-Saphorin (1738–1815), wohl erworben an obiger Auktion von 1780.
- Seitdem durch Erbschaft im selben Westschweizer Familienbesitz.
Literatur: Hofstede de Groot, C.: Beschreibendes und kritisches Verzeichnis der Werke der hervorragendsten holländischen Maler des XVII Jahrhunderts, 1928, Bd. 10, Willem van Mieris, Nr. 24.

Dieses vor kurzem aufgetauchte Gemälde, das über zwei Jahrhunderte nicht mehr auf dem Markt angeboten wurde, ist ein Beispiel von höchster Qualität aus dem Œuvre des Malers. Die malerische Qualität wurde in allen Auktionskatalogen ausnahmslos als «uitvoerig en fraay» (reich an Detail und schön) beschrieben.

Das Thema des bethlehemitischen Kindermordes geht zurück auf das Matthäusevangelium (2, 16-18), wo erzählt wird, wie Herodes, nachdem er von den drei Königen über die Geburt Jesu als König der Juden gehört hatte, befahl, sie sollten weitere Nachforschungen betreiben und ihm anschliessend wieder berichten – was diese aber nach einer Warnung in einem Traum unterliessen. Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und liess in Bethlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren in Judea töten.

Dieses Thema bietet nicht nur eine Gelegenheit für die Darstellung von Gewalt, wie dies übrigens auch der Fall ist beim Raub der Sabinerinnen und beim Raub der Töchter des Leukippos, sondern es bietet auch die Möglichkeit für eine Wiedergabe von Taten tragischer Grösse. Die berühmtesten Darstellungen des bethlehemitischen Kindermordes sind unter anderem jene von Jacopo Tintoretto in der Scuola Grande di San Rocco in Venedig, jene von Raffael, bekannt durch den Stich von Marcantonio Raimondi und auch jene von Sir Peter Paul Rubens, heute in der Pinakothek in München.

Die Komposition des hier angebotenen Gemäldes geht auf ein Elfenbeinrelief von François van Bossuit (1635–1692) zurück, welches man durch einen Stich von Matthijs Pool kennt. Die zentrale Figur ist eindeutig dem Stich von Raimondi entlehnt, wobei die Gruppe mit erhobenem Schwert möglicherweise von einer Radierung von Hendrick Goltzius inspiriert sein könnte.

Es sind zwei Studien von Mieris bekannt, vgl. dazu Willem van Mieris, Der Kindermord zu Bethlehem, schwarze Kreide auf Pergament, Museum Boijmans van Beuningen, Rotterdam, MB 2007/T 3 (PK). Vgl. zur Figur des Soldaten: Willem van Mieris, Der Kindermord zu Bethlehem (nach einem Relief von Francis van Bossuit), schwarze Kreide auf Pergament, The Metropolitan Museum of Art, New York, Inv./Kat. Nr. 2007.276.1.

Auf der Rückseite befindet sich das Lacksiegel der Familie de Mestral. Dieses stammt vom grossen Kunstsammler Armand François Louis de Mestral de Saint Saphorin (1738 – 1805), der 1778 in den Niederlanden für einige Zeit diplomatischer Gesandter Dänemarks war.

Wir danken Frau Marina Aarts für die Hilfe bei diesem Katalogeintrag.

Schätzung: CHF 15'000 – 25'000EUR 13'640 – 22'730

Zuschlag: CHF 15'000

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