Juni 2024 (A173) - Auktionsstart: 10.6.2024, 16:45

Auktion abgeschlossen

637. Prunk-Radschlossbüchse, Teschinke

Teschen, dat. 1684. Oktogonallauf (L 91,4 cm), Kal. 11 mm gezogen, Klappenvisier und geschobenes Messingkorn. Auf der Laufoberseite im Kammerbereich eine Marke "Schwan unter W.S.". Die flache Schlossplatte mit aussenliegendem Rad ist fein mit einer Bärenjagdszene graviert, im Hintergrund eine Stadt. Der Hahn ist figürlich und floral graviert. Abzug mit etwas verbogenem Nadelstecher, gefingerter Abzugbügel aus Eisen. Aufwändigst mit Bein und feinsten Beinspänen eingelegter Vollschaft aus rötlichem Edelholz. Dargestellt ist geometrisches Ranken- und Beschlagwerk, ergänzt von realistisch figürlichen bis grotesken Darstellungen - darunter u.a. ein Doppeladler unter einer (Blüten-) Krone, sowie Adam und Eva. Unter dem Deckel der Kolbenlade ist ein Beinplättchen mit der Jahreszahl "1684" graviert. Ladestock und Spannschlüssel fehlen. Eisenteile mit punktweise einsetzender Korrosion. L 119 cm.

Provenienz:
Diese prunkvolle Waffe für die Niederwildjagd ist von höchstem kunsthandwerklichem Niveau. Gefertigt wurde sie im auf die zweite Belagerung von Wien durch die Osmanen folgenden Jahr 1684, wohl im namengebenden Teschen im heutigen Tschechien. Sie gelangte laut Einliefererangaben aus dem Kloster Einsiedeln in den Familienbesitz. Dieser Transfer muss nach 1883 stattgefunden haben, denn im Spezial-Katalog "Alte Kunst" der Schweizerischen Landesausstellung in Zürich von 1883, ist die Waffe auf S. 234 kurz beschrieben. Sie ist dort noch als "Eigenth. Hochw. Stift Einsiedeln" aufgeführt ( freundl. Mitteilung von Herrn J.A. Meier, ZH). Danach wurde sie über zumindest drei Generationen in der Vorbesitzerfamilie weitervererbt. Ihre Qualität, hier besonders die von einem erstklassigen Schäfter und / oder Beinschneider "W.D." ausgeführte Intarsienarbeit am Schaft aus tropischem Edelholz (Mahagoni?), könnte auf einen zum Mindesten fürstlichen Auftraggeber, oder aber auf das Meisterstück eines Intarsienschneiders hindeuten. Die noch unidentifizierte Marke "W.S. über Schwan" kommt am Lauf einer doppelläufigen Radschlosspistole der sächsischen Garde vor, die mit "MB" signiert ist (Stöckel Bd. 1, S. 179, Nr. 7200). Eine Punze "SW" deutet auf einen unidentifizierten Büchsenmacher aus Teschen, der um 1630 aktiv war (Stöckel, Bd. 2, S. 1420, Nr. 4562). Die "Schwanenmarke" könnte einen Nachkommen dieses Handwerkers kennzeichnen. Ein fragmentiertes Vergleichsstück, angeblich aus dem Besitz des Prinzen Eugen von Savoyen (1663 - 1736), wird im Wehrgeschichtlichen Museum der Stadt Salzburg aufbewahrt und könnte aufgrund einiger Verarbeitungsmerkmale derselben Werkstatt zugeschrieben werden. In der Hofjagd- und Rüstkammer in Wien werden drei weniger aufwändig verzierte Teschinken aufbewahrt, welche um die Mitte des 17. Jh. datieren und mit "WS" bezeichnet sind. Die Ausführung der Stempelmarke weicht allerdings deutlich von derjenigen des vorliegenden Exemplars ab. Die Möglichkeit einer Anfertigung als Geschenkwaffe, eventuell sogar auf Bestellung des kaiserlichen Hofes in Wien, sowie ihr Weg ins Kloster Einsiedeln, vielleicht unter Abt Augustin Reding (1670 bis 1692), lassen weiter reichende Untersuchungen zu diesem Meisterwerk der Büchsenmacherkunst angebracht erscheinen.

Schätzung: CHF 20'000 – 40'000EUR 21'050 – 42'110

Zuschlag: CHF 24'000

Condition Reports und Fotos auf Anfrage bis spätestens 24h vor Beginn der Auktion.

Das Fehlen von Zustandsbemerkungen im Katalogeintrag bedeutet nicht, dass das Los keine Abnutzung, Reparaturen oder Defekte aufweist oder in einwandfreiem Zustand ist. Die Bieter sind gehalten, sich bei jedem Los von dessen Zustand zu überzeugen und müssen verstehen, dass jede Aussage von Schuler Auktionen lediglich eine subjektive, qualifizierte Meinung ist.

Bitte beachten Sie, dass Uhrwerke nicht auf ihre Ganggenauigkeit geprüft werden und möglicherweise auf Kosten des Käufers revidiert werden müssen. Schuler Auktion übernimmt keine Garantie für die zukünftige Funktionsfähigkeit von Uhrwerken und garantiert nicht für die Echtheit einzelner Komponenten, da Reparaturen und Restaurierungsarbeiten zum Austausch von Originalteilen geführt haben können.

Gebote unterhalb der unteren Schätzung werden nicht akzeptiert.

Schriftliche Gebote können per Post oder Fax (+41 43 399 70 11) oder per E-mail mittels gescanntem Bietformular eingereicht werden. Telefonisch übermittelte und per E-mail gesandte Gebote ohne Unterschrift müssen aus rechtlichen Gründen schriftlich bestätigt werden.

Gebote für die schriftliche Auktion (ab Kat. Nr. 5000) müssen bis spätestens am letzten Ausstellungstag um 18.00 Uhr bei uns eingetroffen sein.